Brauchen Freiberufler einen Businessplan?

Er lohnt sich nicht nur für Unternehmen: Mit einem Businessplan sind Freiberufler einen wichtigen Schritt weiter bei der Planung, der Kalkulation und dem Controlling ihrer Selbstständigkeit. Was Sie beim Freelancing dazu wissen sollten und wie Sie Schritt für Schritt Ihren eigenen Businessplan erstellen, erfahren Sie hier.
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Brauchen Freiberufler einen Businessplan?

Joscha Faralisch
Er lohnt sich nicht nur für Unternehmen: Mit einem Businessplan sind Freiberufler einen wichtigen Schritt weiter bei der Planung, der Kalkulation und dem Controlling ihrer Selbstständigkeit. Was Sie beim Freelancing dazu wissen sollten und wie Sie Schritt für Schritt Ihren eigenen Businessplan erstellen, erfahren Sie hier.

Wer ein Unternehmen gründen möchte, erstellt früher oder später einen Businessplan. Selbständigkeit ohne Gewerbeanmeldung oder hohen Kapitalbedarf erfordert zwar nicht notwendigerweise einen Finanzierungs- oder Businessplan – Freiberufler profitieren aber ebenfalls von einer schriftlichen Darstellung ihres Geschäftsmodells. Denn diese bietet eine gute Grundlage für die Planung und Kalkulation sowie die Wirtschaftlichkeitsprüfung des Konzepts.

Auch potentielle neue Kunden und Geschäftspartner lassen sich mit schriftlich festgehaltenen Zielen oft schneller überzeugen, zumal diese Aufschluss über die eigene Erfahrung und finanzielle Situation geben – die ideale Visitenkarte, vor allem am Anfang der Freiberuflichkeit. Gerade Neueinsteiger:innen profitieren daher von den Vorteilen des Businessplans. Freelancer, die bereits am Markt etabliert sind, können ihn aber ebenfalls nutzen – beispielsweise als Controllinginstrument, um zu prüfen, wie sich das eigene Geschäftsmodell entwickelt. 

Was ist ein Businessplan? 

Aber was ist ein Businessplan eigentlich? Und was sind die Vorteile? Businessplan ist nicht gleich Businessplan. Definition und Inhalt hängen vom jeweiligen Geschäftsmodell ab, daher können Komplexität und Umfang stark variieren.

Grundsätzlich gilt jedoch: Ein Businessplan informiert über die strategische Planung und Umsetzung der unternehmerischen Ziele in einem bestimmten Zeitraum, meist innerhalb von drei bis fünf Jahren. Dies beinhaltet Angaben zur Art der Dienstleistung, zum Management, zur Finanzierung und zur Vermarktung. Eine Gewinn- und Verlustplanung, eine Liquiditätsvorschau sowie ein Finanzplan in Tabellenform sollten stets enthalten sein. Zudem sollten Kundennutzen und Alleinstellungsmerkmale des jeweiligen Geschäftsmodells deutlich werden.

In vielen Fällen wird ein Businessplan vor allem dazu genutzt, Gelder zu akquirieren. Um Darlehen von Banken und Kreditgebern zu erhalten, ist er beispielsweise unerlässlich. In diesem Zusammenhang ist besonders entscheidend, dass alle Finanzfragen hinreichend geklärt und alle Chancen und Risiken klar herausgestellt werden.

Alle Angaben sollten stets sachlich und nach bestem Wissen geführt werden. Zentral ist ein klarer und logischer Aufbau, ein interessant aufbereiteter Inhalt sowie eine verständliche Sprache. Der Sachverhalt sollte stets so einfach wie möglich dargestellt werden. Unvermeidbare Details und weiterführende Erläuterungen finden im Anhang des Dokuments Platz, um den Lesefluss im Hauptteil nicht zu stören.

Nicht zuletzt zählt auch das äußere Erscheinungsbild. Dazu gehören ein einheitliches Layout, ein Inhaltsverzeichnis und eine fortlaufende Nummerierung.

Der Umfang des Businessplans richtet sich grundsätzlich nach der Komplexität des Geschäftsmodells. Als durchschnittlicher Richtwert gelten etwa 30 Seiten. 

Bestandteile eines Businessplans für Freiberufler 

Aber was gehört in einen Businessplan? Und was genau sind die einzelnen Bestandteile? Businessplan-Inhalt bis Businessplan-Gliederung: Die folgenden Aspekte sind für Freiberufler besonders zentral.

Darstellung der Dienstleistung

Stellen Sie einfach und verständlich dar, welche Dienstleistung Sie anbieten, was Sie von anderen Marktteilnehmerunterscheidet, wer Ihre Zielkunden sind und was Sie diesen bieten. Falls Sie sich mit Ihrer Geschäftsidee noch im Aufbau befinden, legen Sie offen, welche Entwicklungsschritte Ihnen noch bevorstehen. Dazu gehört beispielsweise die Frage, ob Sie bereits über einen Kundenstamm verfügen oder Ihre ersten Kunden zunächst noch akquirieren müssen.

Marktanalyse, Alleinstellungsmerkmale und Marketingstrategie

Analysieren Sie die Wettbewerbssituation in Ihrem Bereich: Legen Sie dar, mit welchem Marktvolumen Sie rechnen, welche Wachstumsrate Sie erwarten und wodurch sich Ihr Angebot aus Sicht Ihrer Kunden von potenziellen Mitbewerbern positiv abhebt. 

Sie planen Vertriebs- und Marketingmaßnahmen? Stellen Sie dar, wie Ihre Strategie aussieht und welche Kanäle Sie dazu nutzen möchten. 

Finanzplanung und Budgetierung – Chancen und Risiken

Halten Sie die zu tätigenden Investitionen sowie die entsprechenden Kosten fest. Schätzen Sie Ihre Umsatz-, Kosten- und Gewinnsituation sowie Ihren Gesamtbedarf für die nächsten drei bis fünf Jahre so realistisch wie möglich ein.

Skizzieren Sie anschließend die Ergebnisse Ihrer Geschäftsplanung und beziffern Sie dabei den exakten Finanzbedarf sowie die Renditen. Legen Sie in dieser Übersicht auch die Herkunft der jeweiligen Finanzmittel sowie alle bereits identifizierbaren Chancen und Risiken offen. 

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erstellung eines Businessplans

Sie möchten freiberuflich Ihren eigenen Businessplan erstellen? In diesem Businessplan-Beispiel zeigen wir Ihnen, wie Sie am besten vorgehen.

Schritt 1: Vorbereitung

Sammeln Sie zunächst alle relevanten Informationen und Dokumente zu Ihrer beruflichen Tätigkeit. Wenn Sie beispielsweise seit fünf Jahren in der IT-Branche tätig sind, erstellen Sie eine Übersicht über Ihre bisherigen Arbeitgeber und Ihre größten bzw. wichtigsten Projekte – sowie über besondere Skills und Zusatzqualifikationen. Fragen Sie sich anschließend, welche dieser Erfahrungen und Kenntnisse für Ihre zukünftige freiberufliche Tätigkeit besonders zentral sind, und leiten Sie daraus Ihre Entwicklungsziele fürs Freelancing ab: Welche langfristigen Ziele haben Sie sich gesetzt? Was sind Ihre nächsten Meilensteine? Welche Schritte dorthin haben Sie bereits konkretisiert? 

Ein Tipp: Denken Sie dabei stets aus Sicht Ihrer Zielkunden. Welche Ihrer Fähigkeiten sind für Ihre zukünftigen Auftraggeber besonders interessant? Was bringen Sie mit, um Ihre Kunden zu überzeugen? Wie und wodurch heben Sie sich von anderen Dienstleistern ab?

Schritt 2: Struktur und Gliederung

Wenn Sie die wichtigsten Informationen und Dokumente beisammen haben, ordnen Sie diese in Form einer Gliederung. Achten Sie dabei auf einen logischen und auch für Außenstehende gut nachvollziehbaren Aufbau – zum Beispiel, indem Sie mit den zentralen Punkten anfangen und erst dann weiter ins Detail gehen. Beginnen Sie beispielsweise zunächst mit der allgemeinen Darstellung Ihres Freiberufler-Profils und Ihrer angebotenen Dienstleistungen, bevor Sie in die Finanzplanung einsteigen. Stellen Sie Ihre großen Entwicklungsziele dar, und erst danach einzelne Schritte und kleinere Meilensteine.

Schritt 3: Umsetzung und Ausformulierung

Sobald Sie Ihre Gliederung erstellt und alle wichtigen Informationen schlüssig darin eingeordnet haben, können Sie mit der Ausformulierung beginnen. Achten Sie dabei auf eine sachliche und verständliche Sprache. 

Ein Tipp: Versuchen Sie nicht, Risiken oder offene Punkte zu verschleiern, sondern seien Sie stets transparent. Das zeugt von einer professionellen, seriösen und realistischen Einschätzung und weckt Vertrauen bei Ihren Geschäftspartnern und Kunden. 

Erfolgskontrolle und regelmäßige Aktualisierung des Businessplans 

Betrachten Sie Ihren Businessplan niemals als abgeschlossen. Idealerweise überprüfen Sie regelmäßig, welche Meilensteine Sie bereits erreicht und welche neuen Ziele Sie formuliert haben, und passen Ihren Businessplan dementsprechend an. 

Das gilt natürlich auch für Ihre Finanzplanung. Je mehr Erfahrung Sie haben, desto einfacher wird es, zukünftige Investitionen, Gewinne und Verluste richtig einzuschätzen. Nur durch kontinuierliche Verbesserung und Anpassung an Ihre aktuelle berufliche Situation halten Sie Ihren Businessplan up to date.  

Fazit

Als schriftliche Darstellungen des eigenen Geschäftsmodells sowie der beruflichen Ziele ist ein Businessplan auch für Freiberufler ein hilfreiches Tool. Einsteiger können ihn als erste Grundlage und Visitenkarte ihrer Selbstständigkeit nutzen, etablierten Freelancer dient er als Controllinginstrument, um ihre berufliche und wirtschaftliche Entwicklung regelmäßig zu überprüfen. 

Bevor Sie als Freiberufler Ihren eigenen Businessplan erstellen, fragen Sie sich, welches Ziel Sie damit verfolgen und welche Bestandteile für Ihre konkrete Tätigkeit entscheidend sind. Sobald Sie die erste Version fertiggestellt haben, prüfen und aktualisieren Sie diese am besten regelmäßig.

 

Wichtige Fragen und Antworten zum Freiberufler-Businessplan:

Was ist ein Businessplan?

Ein Businessplan ist ein Dokument, das die strategische Planung und Umsetzung unternehmerischer Ziele für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren beschreibt. Es beinhaltet Angaben zur Dienstleistung, zum Management, zur Finanzierung und zur Vermarktung, sowie eine Gewinn- und Verlustplanung, eine Liquiditätsvorschau und einen Finanzplan. Der Plan betont den Kundennutzen und die Alleinstellungsmerkmale des Geschäftsmodells. Er wird oft genutzt, um Gelder zu akquirieren, insbesondere für Darlehen von Banken und Kreditgebern. Der Businessplan sollte sachlich und verständlich sein und alle Finanzfragen sowie Chancen und Risiken klar herausstellen.

Was gehört in einen Businessplan?

Ein Businessplan umfasst die Unternehmensbeschreibung, Marktanalyse, Dienstleistungsbeschreibung, Marketing- und Vertriebsstrategie sowie die Finanzplanung. Durch die detaillierte Schätzung von Umsatz-, Kosten- und Gewinnen bietet er einen klaren Einblick in die finanzielle Zukunft des Unternehmens. Zudem beinhaltet der Businessplan eine Risikoanalyse sowie Informationen zu betrieblichen und rechtlichen Aspekten.

Wer braucht einen Businessplan?

Ein Businessplan kann für verschiedene Zielgruppen relevant sein, wie z. B. Unternehmensgründer, Geschäftsinhaber und Freiberufler.