
Selbstmarketing – So erstellen Freelancer ein überzeugendes Profil
- „Nach zwei Seiten muss klar sein: Wer ist das?“
- „Zu viele Infos verwirren Auftraggeber“
- „99 Prozent der Projektanbieter suchen einen Experten“
- „Fragen Sie sich: Wo will ich hin?“
- „Kunden wollen genau wissen, was ein Freelancer in einem Projekt getan hat“
- „Kunden interessieren die harten Fakten eines Projekts“
- „Je agiler ein Team arbeitet, desto besser muss sich ein Freelancer einfügen können“
- „Bitten Sie Auftraggeber nach jedem Projekt um eine Referenz“
- „Benennen Sie die Arbeitsbedingungen, die Sie sich vorstellen“
Das beste Produkt ist nichts wert, wenn es keiner kennt. Schon im antiken Rom rannten daher Marktschreier durch die Straßen und priesen lautstark die Angebote ihrer Auftraggeber an. Heute werben Freelancer mit ihrem Profil auf dem digitalen Marktplatz von gulp.de für sich.
„Das Profil ist die zentrale Marketingplattform eines Freiberuflers“, erklärt Susanne Liepert, Teamleitung Kandidatenservice und Webadministration bei GULP. „Mit ihm können sich Freiberufler in Sekundenschnelle auf die in unserer Datenbank ausgeschriebenen Projekte bewerben. Sie können sich und ihre Kompetenzen damit aber auch online vorstellen, um Anfragen von möglichen Auftragnehmern zu bekommen.“
Ein Profil kann dies jedoch nur, wenn es kompakt und präzise zusammenfasst, welche Skills ein IT-Profi hat und was seine Arbeitsschwerpunkte sind. „Das muss spätestens nach den ersten zwei Seiten klar sein“, fordert Bernhard Kämmerer, Abteilungsleiter Vertrieb bei GULP. „Kunden wollen auf den ersten Blick sehen, welches technische Know-how ein Freelancer mitbringt und was er für eine Person ist“, ergänzt Senior Key Account Managerin Ewa König.
Nur wie bringen Freiberufler ihre Kenntnisse und Erfahrung in ihrem Profil derart prägnant auf den Punkt? Wir haben dazu Experten bei GULP befragt, die jahrelange Erfahrung mit der Vermittlung von Freelancern in passende Projekte haben.
„Bevor ich mein Profil verfasse, sollte ich mir genau überlegen, was ich besonders gut kann – nicht, was ich alles schon einmal gemacht habe“, rät beispielsweise der Leiter des Recruiting bei GULP, Sven Eckardt. Dann falle es leichter, die Einleitung des Profils so zu verfassen, dass schon darin die eigene fachliche Profilierung deutlich erkennbar wird. „Die anfängliche Beschreibung der eigenen Person darf kein Daten-Overload sein“, warnt Eckardt. „Das verwirrt mögliche Auftraggeber und schreckt sie ab.“
Wenn sie bereits zahlreiche Erfahrungen gemacht und mit vielen Programmiersprachen und -tools gearbeitet haben, falle es IT-Profis allerdings erfahrungsgemäß schwer, sich auf die Skills zu beschränken, die sie wirklich herausragend beherrschen. „Disziplin in der Selbstdarstellung zahlt sich aber aus“, weiß Eckardt. „Denn unserer Erfahrung nach möchten 99 Prozent der Auftraggeber, dass wir ihnen einen Experten vermitteln. Als solcher sollten sich Freelancer deshalb darstellen.“
Wer sich mit derartiger Selbstbeschränkung schwertut, dem empfiehlt Susanne Liepert vom Kandidatenservice, zu überlegen, in welcher Art von Projekten, Rollen und Branchen er künftig arbeiten möchte. „Vergangene Projekte, die in diese Richtung gehen, sollten Freiberufler in ihrem Profil betonen. Dagegen sollten sie Projekte und Erfahrungen aus Bereichen, in denen sie nicht mehr arbeiten wollen, so knapp wie möglich darstellen oder ganz weglassen“, erklärt Liepert.
Detailliert beschreiben sollten Freelancer in ihrem Profil ohnehin nur die Projekte der vergangenen fünf bis zehn Jahre. Zu jedem Projekt sollten sie dabei folgende Angaben machen:
- Was genau sie in dem Projekt getan haben und
- in welcher Rolle sie dabei tätig waren,
- mit welchen Sprachen und Tools sie gearbeitet haben
- sowie wann sie in das Projekt eingestiegen und wann sie dieses wieder verlassen haben.
„Die Info, ob ich als Tester, Entwickler oder Projektleiter tätig war, ist für Kunden wichtiger, als die Angabe, worum es in einem Projekt inhaltlich ging“, erklärt Ewa König. Natürlich dürfe eine kurze Angabe zum Ziel des Projekts und der Branche, in der es stattgefunden hat, nicht fehlen. Noch wichtiger sei aber, welche Teile einer Software genau ein Freelancer entwickelt hat, ob er als Multiprojektmanager tätig war, oder eine Schnittstelle zwischen zwei bestimmten Systemen entworfen und deren Entwicklung koordiniert hat.
„Die Tools, mit denen sie dabei gearbeitet haben, sollten Freiberufler ebenfalls genau angeben“, präzisiert Bernhard Kämmerer. Wenn jemand einen Java-Entwickler suche, interessiere ihn ein Profil nur, wenn der Begriff „Java“ darin mehrmals auftauche – einschließlich all der für den Einsatz der Sprache erforderlichen Tools und Erweiterungen. „Für einen Java-Entwickler mag es selbstverständlich sein, bestimmte Werkzeuge zu beherrschen. Ein potenzieller Auftraggeber weiß das aber oft nicht“, bestätigt Susanne Liepert. „Auftraggeber möchten in einer Projektbeschreibung einfach die harten Fakten lesen“, fasst Recruiting-Leiter Sven Eckardt zusammen.
Susanne Liepert
Teamleitung Kandidatenservice
und Webadministration
Bernhard Kämmerer
Abteilungsleiter Vertrieb
Ewa König
Senior Key Account Managerin
Sven Eckardt
Leitung Recruiting
Allerdings nicht nur die Hard Facts. „Um herauszufinden, ob sich ein Freiberufler zur Arbeitsweise in ihrem Projekt einfügt, wollen Auftraggeber auch wissen, wie er bei früheren Projekten gearbeitet hat. In deren Beschreibung sollte daher auch stehen, ob sie agil oder mit anderen Projektmanagement-Methoden umgesetzt wurden“, ergänzt Bernhard Kämmerer.
„Seitdem sich agile Entwicklungsmethoden weitgehend durchgesetzt haben, werden die sozialen Kompetenzen eines Entwicklers für viele Auftraggeber immer wichtiger“, bestätigt Sven Eckardt. „Für manche Kunden muss ein Freelancer daher heute vor allem in ihr Team passen – auch wenn er nicht alle für das Projekt erforderlichen fachlichen Skills hat.“
Deshalb werden Empfehlungsschreiben und Referenzen als Ergänzung des Profils immer wichtiger. „Durch sie bekommen Kunden ein erstes Gefühl dafür, um wen es sich bei dem Freiberufler handelt“, erklärt Eckardt. „Wer sich erfolgreich vermarkten will, sollte Auftraggeber daher zum Abschluss eines Projektes regelmäßig um eine Referenz bitten“, empfiehlt Susanne Liepert.
Dann fehlt Freelancern für ihr erfolgreiches Selbstmarketing nichts mehr. „Außer einer Angabe dazu, welche Arbeitsbedingungen sie sich bei einem Projekt wünschen, ob sie räumlich flexibel sind und längere Zeit bei ihrem Kunden arbeiten können, oder lieber im Home Office tätig sein wollen“, ergänzt Senior Key Account Managerin Ewa König. Denn um falschen Erwartungen vorzubeugen, sollten Freelancer in ihrem Profil nicht nur prägnant dafür werben, was sie für einen Auftraggeber tun können. Sie sollten diesem auch klar zu verstehen geben, was sie im Gegenzug dazu von ihm erwarten, rät König.
Freiberufler Profil optimieren
Sie haben Ihr Freelancer-Profil erstellt? Jetzt gilt es dran zu bleiben. Verständlicherweise kommt die eigene Vermarktung im Freiberufler Alltag oft zu kurz. Wir haben 10 kompakte Tipps zusammengestellt, die schnell umsetzbar sind und gleichzeitig als Checkliste für Ihr bestehendes Profil dienen können. Denn manchmal geben schon Kleinigkeiten wie ein Profilfoto oder die übersichtlichere Darstellung der Projekthistorie den Ausschlag für Ihre Akquise. Weiterlesen: So optimieren Sie Ihr Freiberufler-Profil in 10 Schritten