Umfrage-Ergebnis: Von der Festanstellung in die Freiberuflichkeit

22.06.2001
GULP Redaktion
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"Der eigene Chef sein", wer möchte das nicht? Viele fest angestellte IT-Experten verwirklichen diesen Traum und wagen den Schritt in die Freiberuflichkeit. Welche Erfahrungen machten IT-Freiberufler bei ihrem Wechsel in die Freiberuflichkeit? Was haben die Anbieter von IT-Projekten zum Thema zu sagen? Wie sieht die aktuelle Situation aus?"

Diese Fragen untersuchte GULP Information Services vom 20.02.2001 bis 11.06.2001 in einer Umfrage. Die vorliegende Auswertung fasst die Ergebnisse zusammen.

Kurz und bündig:

  • Für die Mehrheit stehen vor der Freiberuflichkeit Lehrjahre in der Festanstellung.
  • Unabhängigkeit und leistungsgerechte Bezahlung sind die wichtigsten Gründe für den Wechsel.
  • Der erste Projekteinsatz machte keine Probleme, sagt die Mehrheit der Freiberufler.
  • Die Freiberuflichkeit wirkt sich besonders auf Finanzen und die Arbeitszufriedenheit aus.
  • Die wichtigste Informationsquelle für den IT-Projektmarkt ist das Internet. Im Internet steht das Portal für IT-Projekte - www.gulp.de - an erster Stelle.
  • Thematische Dauerbrenner sind seitens der Freiberufler Fragen zum Marketing und der Projektakquise, seitens der Projektanbieter die Gehaltsforderungen der Freiberufler.
  • Der Trend zum Wechsel in die Freiberuflichkeit setzt sich fort, so die Meinung der Freiberufler. Die Projektanbieter sind sich bezüglich einer Prognose uneinig.

 

Frage an IT-Freiberufler:
Vor dem Schritt in die Freiberuflichkeit war ich ...
 
   
Tätigkeit

Freiberufler
(N=922)
Anteil in Prozent

fest angestellt

78 %

Student oder in Ausbildung

18 %

selbstständig in einer anderen Branche

3 %

nicht erwerbstätig

1 %

 
Vor der Freiheit stehen die Lehrjahre in der Festanstellung. Die Mehrheit von 80 Prozent der befragten IT-Freiberufler waren vor dem Wechsel in die Selbstständigkeit Arbeitnehmer und sammelten erstmal Berufserfahung. Die Wichtigkeit der Berufserfahrung im IT-Projektmarkt unterstreicht auch die Auswertung der GULP Profiledatenbank zum Thema Stundensätze. Dazu passt auch, dass nur 18 Prozent der IT-Freiberufler den direkten Schritt von der Schulbank ins freiberufliche Unternehmertum wagten. Quereinsteiger aus anderen Branchen und Nichterwerbstätige sind mit einem Anteil von drei Prozent bzw. einem Prozent die Ausnahme.  

 

Frage an IT-Freiberufler:
Was war der wichtigste Grund für Sie, den Schritt in die Freiberuflichkeit zu wagen?
Frage an Projektanbieter:
Was ist für fest angestellte IT-Experten der wichtigste Grund, den Schritt in die Freiberuflichkeit zu wagen?
 
   
Grund

Freiberufler
(N=922)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=70)
Anteil in Prozent

sein eigener "Chef" sein wollen

22 %

26 %

Unzufriedenheit

19 %

13 %

fachliche Herausforderung

14 %

10 %

freie Zeiteinteilung

11 %

6 %

leistungsgerechte Bezahlung

21 %

27 %

günstige Marktsituation

8 %

16 %

eigene Produktidee

3 %

3 %

 
Das Streben nach Unabhängigkeit, eine angemessene Honorierung der Arbeitsleistung und die Unzufriedenheit mit der Situation als Festangestellter waren für die Mehrheit der IT-Freiberufler die entscheidenden Auslöser, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Diese drei Gründe machen jeweils einen Anteil von etwa 20 Prozent der Antworten aus. Die Suche nach der fachlichen Herausforderung bewegte 14 Prozent der IT-Experten, die Festanstellung aufzugeben. Für 11 Prozent der IT-Freiberufler war die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung der wichtigste Grund. Die günstige Marktsituation oder eine eigene Produktidee nahmen dagegen nur wenige IT-Experten zum Anlass in die Freiberuflichkeit umzusteigen.
Die Anbieter von Projekten machten ganz ähnliche Erfahrungen. "Der eigene Chef" zu sein und eine leistungsgerechte Bezahlung sind auch nach Meinung der Projektanbieter die wichtigsten Gründe für den Wechsel in die Selbstständigkeit. Interessanterweise bewerten die Projektanbieter die günstige Marktsituation gravierender als die IT-Freiberufler: In 16 Prozent der Antworten wurde dieser Grund genannt und er rangiert damit noch vor der Unzufriedenheit mit der Situation als Festangestellter. Die eigene Produktidee bleibt auch auf Seiten der Projektanbieter eine Ausnahme.
 

 

Frage an IT-Freiberufler:
Was war für Sie im ersten Projekt das größte Problem?
Frage an Projektanbieter:
Was ist für Umsteiger aus der Festanstellung das größte Problem im ersten Projekt?
 
   
Problem

Freiberufler
(N=922)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=70)
Anteil in Prozent

fachliche Schwierigkeiten

16 %

14 %

Integration ins Team

5 %

14 %

Arbeitsbelastung

6 %

11 %

geforderte Flexibilität

3 %

40 %

keine Probleme

71 %

20 %

 
Gelernt ist gelernt, das gilt gerade für die IT-Profis. 71 Prozent der IT-Freiberufler hatten keinerlei Probleme im ersten Projekt: Alles lief wie am Schnürchen. Dagegen erlebten 16 Prozent der IT-Spezialisten einen "Praxis-Schock" und hatten mit fachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Integration ins Team, die Arbeitsbelastung oder die abverlangte Flexibilität stellten nur für wenige Neueinsteiger ein Problem dar.
Das sehen die Projektanbieter ganz anders. War die geforderte Flexibilität für IT-Freiberufler noch das geringste Problem, sehen Projektanbieter diese mit 40 Prozent der Antworten als das schwerwiegendste an. Fachliche Schwierigkeiten und die Integration ins Projektteam liegen nach Einschätzung der Projektanbieter mit 14 Prozent gleich auf. Die Arbeitsbelastung wird von immerhin elf Prozent der Projektanbieter als größtes Problem für Umsteiger genannt. Dass keine Probleme im ersten Projekteinsatz auftreten, diese Erfahrung machten 20 Prozent der befragten Projektanbieter.
 

 

Frage an Projektanbieter:
Wen bevorzugen Sie bei gleicher fachlicher Qualifikation?
 
   
Bevorzugung

Projektanbieter
(N=70)
Anteil in Prozent

einen Umsteiger aus der Festanstellung

9 %

einen erfahrenen IT-Freiberufler

59 %

ist egal

32 %

 
Erfahrung ist gefragt, auch im IT-Projektgeschäft. Die Mehrheit der Projektanbieter präferiert, vor die Wahl gestellt, einen erfahrenen IT-Freiberufler. Den Neulingen aus der Festanstellung geben nur neun Prozent der Befragten den Vorzug. Allen Umsteigern zum Trost ist es 32 Prozent der Projektanbieter bei gleicher Qualifikation egal, ob jemand ein "Greenhorn" oder ein "alter Hase" im Projektgeschäft ist.  

 

Frage an IT-Freiberufler:
In welchem Bereich brachte der Wechsel in die Freiberuflichkeit die größten Veränderungen?
Frage an Projektanbieter:
In welchem Bereich bringt der Wechsel in die Freiberuflichkeit die größten Veränderungen?
 
   
Veränderung

Freiberufler
(N=383)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=34)
Anteil in Prozent

Freizeit und Familie

7 %

24 %

Finanzen

49 %

53 %

im fachlichen Bereich

8 %

0 %

Berufschancen

5 %

6 %

Arbeitszufriedenheit

32 %

18 %

 
"Der Rubel rollt". Etwa die Hälfte der befragten Freiberufler und Projektanbieter sind sich einig, die größten Veränderungen bringt ein Wechsel in die Selbstständigkeit im finanziellen Bereich. Die Selbstständigkeit hat für die Mehrheit der IT-Freiberufler wohl den gewünschten Effekt, ist doch die Aussicht auf leistungsgerechte Bezahlung mit der wichtigste Grund für den Wechsel aus der Festanstellung. An zweiter Stelle wird die Arbeitszufriedenheit genannt. Diese hat sich für knapp ein Drittel der IT-Experten entscheidend geändert. Von gravierenden Veränderungen im fachlichen Bereich, den Berufschancen und der Freizeit wissen nur wenige Freiberufler zu berichten. Die Projektanbieter teilen aber gerade diese Erfahrung nicht: 24 Prozent sehen besonders Freizeit und Familie durch den Schritt in die Selbstständigkeit betroffen. Diese Einschätzung verweist die Auswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit auf den dritten Rang. Die Berufschancen sehen nur sechs Prozent, den fachlichen Bereich keiner der Projektanbieter entscheidend verändert.  

 

Frage an IT-Freiberufler:
Was war die wichtigste Informationsquelle bei Ihrem Schritt in die Freiberuflichkeit?
Frage an Projektanbieter:
Was ist die wichtigste Informationsquelle beim Umstieg in die Freiberuflichkeit?
 
   
Informationsquelle

Freiberufler
(N=383)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=34)
Anteil in Prozent

GULP

35 %

59 %

Gespräche mit Freiberuflern

36 %

24 %

Online-Foren und Internet

5 %

6 %

Fachpresse

3 %

6 %

Presse allgemein

3 %

0 %

Informationsblätter

1 %

0 %

Arbeitsamt, IHK ...

3 %

0 %

Seminare

1 %

3 %

Unternehmen

12 %

3 %

 
Keine Schiebung, ehrlich. GULP und Gespräche mit Freiberuflern werden unisono von IT-Freiberuflern und Projektanbietern als die wichtigsten Informationsquellen beim Wechsel in die Freiberuflichkeit genannt. Alle anderen Informationsquellen, von der Presse bis zu Arbeitsamt und IHK sind unter ferner liefen abzuhaken, bis auf eine Ausnahme: 12 Prozent der Freiberufler geben an, von Unternehmen die wichtigsten Informationen erhalten zu haben.  

 

Frage an IT-Freiberufler:
Zu welchem Thema vermissen Sie besonders spezifische, auf Freiberufler abgestimmte Informationen?
 
   
Informationen

Freiberufler
(N=383)
Anteil in Prozent

Marketing und Projektakquise

40 %

Steuern und Finanzen

18 %

Qualifizierung und Zertifizierung

10 %

rechtliche Fragestellungen

12 %

Versicherungen

6 %

Management und Organisation

5 %

kein Informationsbedarf

9 %

 
Woher bekomme ich meinen nächsten Auftrag? Das ist die alles entscheidende Frage in der Freiberuflichkeit. Es kann daher gar nicht ausreichend Information geben. Das spiegeln auch die Antworten der Freiberufler wieder: 40 Prozent der Befragten vermissten beim Wechsel in die Selbstständigkeit abgestimmte Informationen zu Marketing und Projektakquise. Auch Hinweise und Ratschläge zum Thema Steuern und Finanzen sind mit 18 Prozent stark gefragt. Etwa zehn Prozent suchen insbesondere nach Informationen zu rechtlichen Fragestellungen sowie zu Qualifizierung und Zertifizierung. Wenig Informationsbedarf hingegen gibt es zum Thema Versicherungen sowie Management und Organisation. Nur etwa fünf Prozent der Befragten wollten dazu mehr Informationen. Und dann waren da noch neun Prozent Freiberufler, die sich rundum gut informiert fühlen.  

 

Frage an Projektanbieter:
Zu welchem Thema geben Sie Umsteigern vorrangig Informationen?
 
   
Informationen

Projektanbieter
(N=34)
Anteil in Prozent

Marketing und Projektakquise

12 %

Steuern und Finanzen

9 %

Qualifizierung und Zertifizierung

53 %

rechtliche Fragestellungen

6 %

Versicherungen

0 %

Management und Organisation

21 %

keine Informationen

0 %

 
Alle befragten Unternehmen stehen Umsteigern aus der Festanstellung mit Informationen zur Seite. 53 Prozent versorgen die Umsteiger mit Informationen zu Qualifizierung und Zertifizierung. Kein Wunder, dass nur 10 Prozent der Freiberufler Informationen zu diesem Thema vermissten. An zweiter Stelle folgt der Bereich Management und Organisation mit 21 Prozent. Auch zu Marketing und Projektakquise, zu steuerlichen und rechtlichen Themen geben die Unternehmen Hinweise und Ratschläge. Nur zum Thema Versicherungen haben die Projektanbieter nichts zu sagen.  

 

Frage an IT-Freiberufler:
Was ist für Sie als Freiberufler derzeit das größte Problem?
Frage an Projektanbieter:
Was ist für Sie derzeit das größte Problem in der Zusammenarbeit mit Freiberuflern?
 
   
Problem

Freiberufler
(N=184)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=23)
Anteil in Prozent

Projektakquise / Akquise der Freiberufler

46 %

18 %

hohe Arbeitsbelastung

10 %

5 %

geforderte Flexibilität

3 %

9 %

Vorschriften und Regelungen

8 %

0 %

fachliche Schwierigkeiten

1 %

0 %

Integration ins Team

3 %

5 %

Gehaltsforderungen

5 %

23 %

Praxiserfahrung

2 %

9 %

Weiterbildung

7 %

0 %

Green Card Konkurrenz

1 %

0 %

keine Probleme

10 %

5 %

Keine Meinung

6 %

27 %

 
Wo drückt der Schuh? Für 46 Prozent der befragten IT-Experten steht die Frage nach dem nächsten Auftrag an Nummer Eins. An zweiter Stelle folgt die hohe Arbeitsbelastung im Projekt (zehn Prozent) und Schwierigkeiten mit Vorschriften und Regelungen (acht Prozent). Probleme mit Gehaltsforderungen haben derzeit nur fünf Prozent der Freiberufler. Besonders interessant ist, dass die Honorare derzeit weniger Sorgen bereiten als Fragen der Weiterbildung (sieben Prozent).
Gerade die Gehaltsforderungen machen dagegen den Projektanbietern Unannehmlichkeiten: 23 Prozent der befragten Unternehmen sehen darin das größte Problem in der Zusammenarbeit mit Freiberuflern. Die Akquise von Freiberuflern für offene Projektpositionen spielt nur für 18 Prozent, mangelnde Flexibilität und zu wenig Praxiserfahrung für neun Prozent der Projektanbieter eine Rolle. Allerdings wollten 27 Prozent der befragten Projektanbieter keine Stellung beziehen. Aber es gibt auch Sorgenfreiheit im IT-Projektmarkt! Zehn Prozent der IT-Freiberufler und fünf Prozent der Projektanbieter haben derzeit keine nennenswerten Probleme.
 

 

Frage an IT-Freiberufler:
Was ist für Sie als Freiberufler die wichtigste Informationsquelle zum IT-Projektmarkt?
Frage an Projektanbieter:
Was ist für Sie als Projektanbieter die wichtigste Informationsquelle zum IT-Projektmarkt?
 
   
Informationsquelle

Freiberufler
(N=184)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=23)
Anteil in Prozent

GULP

33 %

27 %

Gespräche mit Freiberuflern

14 %

9 %

Online-Foren und Internet

20 %

14 %

Stammtische (nur Freiberufler)

2 %

---

Presse

4 %

14 %

Arbeitsamt, IHK ...

1 %

0 %

Messen und Veranstaltungen

2 %

0 %

Unternehmen (nur Freiberufler)

12 %

---

keine Meinung

12 %

36 %

 
Es lebe das Web! Für 53 Prozent der IT-Freiberufler und 41 Prozent der Projektanbieter ist das Internet die wichtigste Informationsquelle zum IT-Projektmarkt. Und wer ist im Internet am wichtigsten? Peinlich, aber wahr: Der GULP. 33 Prozent der Freiberufler und 27 Prozent der Projektanbieter informieren sich auf Deutschlands Portal für IT-Projekte zum Projektmarkt. Auf diverse Online-Foren und das Internet im Allgemeinen entfallen 20 Prozent bzw. 14 Prozent. Ansonsten spielen für Freiberufler Gespräche mit ihresgleichen und Informationen von Unternehmen eine wichtige Rolle.
Aus dem Internet sind für 14 Prozent der Projektanbieter die Presse und für neun Prozent Gespräche mit Freiberuflern die wichtigste Informationsquelle zum Projektmarkt.
 

 

Frage an IT-Freiberufler und Projektanbieter:
Der Trend, in die Freiberuflichkeit zu wechseln ...
 
   
Trend

Freiberufler
(N=184)
Anteil in Prozent

Projektanbieter
(N=23)
Anteil in Prozent

wird sich noch verstärken

30 %

9 %

wird weiter anhalten

22 %

18 %

wird wieder zurückgehen

18 %

27 %

ist nicht abzuschätzen

22 %

14 %

keine Meinung

8 %

32 %

 
Was bringt die Zukunft? 52 Prozent der Freiberufler erwarten, dass der Trend, in die Freiberuflichkeit zu wechseln, sich wie bisher fortsetzt oder noch verstärken wird. Einen Rückgang prognostizieren dagegen nur 18 Prozent. 30 Prozent sagen, der Trend ist nicht abzuschätzen oder haben keine Meinung.
Bei den Projektanbietern scheiden sich die Geister. Das zeigen gerade 46 Prozent der Projektanbieter, die keine Meinung haben oder sagen, der Trend ist nicht abzuschätzen. 27 Prozent sind der Meinung, die Entwicklung wird sich fortsetzen oder noch verstärken. Jedoch prophezeit mit 27 Prozent genau der gleiche Anteil einen Rückgang.