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Rechtsschutzversicherung für Selbstständige und Freiberufler: Worauf kommt es an?
Wer unternehmerisch agiert, der kann nicht davon ausgehen, dass er ohne Streit durch das Leben geht. Ärger mit Kunden, Partnern oder Behörden ist eher die Regel als die Ausnahme. Bei einem Streit kann ein Rechtsschutz hilfreich sein. Aber worauf kommt es bei der richtigen Rechtsschutzversicherung für Freiberufler und Selbstständige an?
Ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?Die Rechtsschutzversicherung zählt für Selbstständige und Freiberufler nicht zu den Pflichtversicherungen – damit kann sich jeder selbst für oder gegen eine Absicherung entscheiden. Eine Rechtsschutzversicherung für Freiberufler und Selbstständige ist aber aus vielen Gründen sinnvoll:
- Kein Kostenrisiko bei Rechtsstreitigkeiten: Oft scheuen Unternehmer juristische Auseinandersetzungen, weil sie das Kostenrisiko scheuen. Eine Rechtsschutzversicherung trägt dieses Risiko, sodass der Unternehmer nicht aus finanziellen Erwägungen heraus sein Recht aufgibt.
- Rechtliche Unterstützung und Beratung: Mit einer Rechtsschutzversicherung kann ein Freiberufler oder Selbstständiger sich darauf verlassen, in einem Rechtsstreit kompetent von einem Anwalt begleitet zu werden. Es herrscht “Waffengleichheit” mit dem Streitpartner.
- Ruhe und Sicherheit: Juristische Streitigkeiten kosten Geld, Zeit und Nerven. Eine Rechtsschutzversicherung erlaubt es Freiberuflern und Selbstständigen, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und für Streitigkeiten Experten einzuschalten, die sich um alles kümmern.
Was lässt sich über eine Rechtschutzversicherung für Freiberufler absichern?
Natürlich kann jeder Unternehmer den individuellen Umfang seines Rechtsschutzes selbst festlegen: Das gilt für die versicherten Streitigkeiten genauso wie für die Höhe der Versicherungssumme. Absicherbar sind u. a. die folgenden Bereiche:
Steuer-Rechtschutz
ei einer Betriebsprüfung eines Freiberuflers moniert das Finanzamt Betriebsausgaben, die es nicht mehr anerkennen will – vor Gericht muss geklärt werden, ob das rechtmäßig ist. Die Rechtsschutzversicherung übernimmt die Anwalts- und Gerichtskosten.
Sozialgerichts-Rechtsschutz
Ihnen wird etwa vorgeworfen, als IT-Freelancer lediglich scheinselbstständig zu sein, weil Sie für ein längeres Projekt nur einen einzigen Kunden hatten. Sie wehren sich gegen die Statusfeststellung vor Gericht – die Kosten dafür trägt die Rechtsschutzversicherung.
Verwaltungs-Rechtsschutz
Auf einer beruflichen Fahrt werden Sie geblitzt – die Rechtsschutzversicherung unterstützt Sie als Freiberufler finanziell dabei, vor Gericht gegen das drohende Fahrverbot anzugehen.
Mietrechtsschutz
Sie sollen für Ihr Büro mehrere hundert Euro Nebenkosten nachzahlen. Sie möchten gegen die Nebenkostenabrechnung vorgehen – die Rechtsschutzversicherung trägt die Kosten für Sie als Selbstständigen, notfalls bis vor Gericht.
Arbeits-Rechtsschutz
Als Selbstständiger beschäftigen Sie Mitarbeiter, mit denen Sie in Streit geraten – etwa wegen einer Kündigung oder Abmahnung. Mit dem Arbeits-Rechtsschutz sind Sie bei einer außergerichtlichen und gerichtlichen Auseinandersetzung finanziell abgesichert.
Passiver Rechtsschutz durch die Betriebshaftpflicht
In der Regel nicht vom Rechtsschutz erfasst sind Ansprüche, die gegen Sie wegen vermeintlicher Pflichtverletzungen erhoben werden. Wer als IT-Dienstleister durch einen Fehler einen Schaden beim Auftraggeber verursacht, wird bei der Rechtsschutzversicherung keine Unterstützung bekommen – in diesem Fall ist eine Betriebshaftpflichtversicherung sinnvoll, die passiven Rechtsschutz vorsieht: Grundsätzlich ist die Haftpflicht dafür da, Ansprüche zu klären, die gegen Sie erhoben werden. Berechtigte werden dabei reguliert, unberechtigte aber auch abgewehrt – notfalls vor Gericht. Die Betriebshaftpflicht hat dann also die Funktion einer Rechtsschutzversicherung – passiv wird dieser Rechtsschutz deshalb genannt, weil er Rechtsschutz bietet, wenn jemand gegen Sie vorgeht, nicht aber, wenn Sie aktiv gegen jemanden vorgehen wollen.
Ergänzende Leistungen der Rechtsschutzversicherung
Neben der klassischen Kostenübernahme für Anwälte, Gerichtsgebühren und Sachverständige leisten viele Rechtsschutzversicherungen auch in anderen Bereichen, die für Sie als Unternehmer relevant sein können:
- Bonitätsprüfung von Kunden: Sie erfahren bei neuen Aufträgen, ob Sie es mit solventen Kunden zu tun haben.
- Forderungsmanagement: Sie können offene Forderungen an den Inkassopartner der Rechtsschutzversicherung abgeben, der diese durchsetzt – notfalls auch bis zur Vollstreckung.
- Rechts-Telefon: Viele Rechtsschutzversicherungen ermöglichen Selbstständigen und Freiberuflern, rechtliche Fragen an einer Telefon-Hotline klären zu lassen. Ein wichtiger Service, um als Unternehmer in Alltagsfragen rechtssicher agieren zu können.
- Mediation: Ein Mediator hilft, einen Streit außergerichtlich beizulegen. Oft schlagen Rechtsschutzversicherungen einen Mediator vor und übernehmen dessen Kosten.
Die Wartezeit der Rechtsschutzversicherung
Oft beschäftigen Freiberufler sich erst mit einer Rechtsschutzversicherung, wenn das Kind sprichwörtlich „in den Brunnen gefallen ist“, ein Rechtsstreit also bereits seinen Lauf genommen hat. Für den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung ist es dann tatsächlich zu spät. Denn zum einen versichert die Rechtsschutzversicherung vorvertragliche Streitigkeiten nicht mit: Ist der Kern für einen Rechtsstreit also bereits vor Abschluss der Rechtsschutzversicherung gelegt, dann ist dieser Streit nicht mehr versicherbar.
Außerdem sieht die Rechtsschutzversicherung in aller Regel eine Wartezeit vor. In der Regel müssen Freiberufler bei der Rechtsschutzversicherung mit einer Wartezeit von drei bis sechs Monaten rechnen. Vor allem beim Arbeits-Rechtsschutz, Wohnungs- und Grundstücks-Rechtsschutz sowie beim Rechtsschutz im Vertrags- und Sachenrecht beträgt die Wartezeit meist sechs Monate.
Eine Rechtsschutzversicherung für Selbstständige ohne Wartezeit existiert leider nicht in allen Rechtsbereichen: Lediglich in einzelnen Bereichen des Rechtsschutzes wie beispielsweise in verkehrsrechtlichen Angelegenheiten verzichten Versicherer oft auf eine Wartezeit.
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Kosten der Rechtsschutzversicherung für Freiberufler und Selbstständige
Die Kosten der Rechtsschutzversicherung hängen bei einem Freiberufler primär von drei Faktoren ab:
- Gewählter Umfang des Versicherungsschutzes
- Qualität der Versicherungsbedingungen
- Selbstbeteiligung im Schadensfall
Umfang und Qualität des Versicherungsschutzes bestimmen, bei welchen rechtlichen Auseinandersetzungen Rechtsschutz gewährt wird. Die Selbstbeteiligung erlaubt es unabhängig vom gewählten Tarif, die Beiträge günstig zu halten – in der Regel sind Selbstbeteiligungen von 150, 250 oder 500 Euro üblich – in manchen Fällen auch bis zu 1.000 Euro. Je größer Ihr Anteil bei einem Schaden ist, desto geringer ist der regelmäßig zu zahlende Jahresbeitrag. Die Höhe der Selbstbeteiligung hängt übrigens bei vielen Versicherern auch – ähnlich der Kfz-Versicherung – von der Anzahl der schadenfreien Jahre ab. Wenn Sie also in der Vergangenheit keine Rechtsstreitigkeiten hatten, kann das die Selbstbeteiligung senken.
Rechtsschutzversicherung für Selbstständige: Vergleich und Beratung empfehlenswert
Während Freiberufler und Selbstständige den Umfang des Versicherungsschutzes und die Höhe der Selbstbeteiligung selbst entscheiden können, ist für die Qualität des Bedingungswerkes ein Vergleich unerlässlich. Je nach Branche, genauem Geschäftsmodell und auch Größe des Unternehmens unterscheiden sich die Versicherer erheblich im Leistungsangebot. Ohne Überblick verzichten Freiberufler und Selbstständige vielleicht auf Leistungsmerkmale, die für die eigene Unternehmung existenzsichernd sein können.
Bei der Rechtsschutzversicherung für Selbstständige ist ein Vergleichen also sehr wichtig: diesen lassen Freiberufler und Selbstständige am besten durch Versicherungsmakler oder -berater durchführen. Diese kennen den Markt und sind im Idealfall auch in der Branche des Freiberuflers verankert. So ist sichergestellt, dass die Rechtsschutzversicherung genau zum Freiberufler und seinem individuellen Geschäftsmodell passt.
Unser Gastautor Oliver Mest ist Jurist, Journalist und Versicherungsmakler. Als Chefredakteur des Vorsorgeportals optimal-absichern.de beschäftigt er sich zudem mit Versicherungs-, Vorsorge- und Finanzthemen, die er journalistisch kompakt und leicht verständlich vermittelt.