Schlechte Auftragslage dank Corona? So akquirieren Sie als Freelancer neue Projekte
Wie geht es IT-Freelancern in Corona-Zeiten? Wir haben ca. 110 Personen online auf GULP.de befragt und festgestellt, dass viele die Zeit nutzen, um neue Auftraggeber zu finden. Insgesamt ist die Lage besser als erwartet. Die Freelancer konnten so auf einer Skala von 1 (finanziell ruiniert) bis 10 (sehr gut) ihre wirtschaftliche Gesamtlage einschätzen. Der Durchschnittswert aller Freelancer liegt hier bei einer 7.
Gut 41 Prozent merken derzeit noch gar keine Auswirkungen und 5,5 Prozent haben sogar mehr Projektanfragen. Allerdings wurde bei 17,5 Prozent der Teilnehmer das aktuelle Projekt vorzeitig beendet und 27,5 Prozent der Freelancer fehlt ein Folgeprojekt. Auch die Projektanfragen sind bei knapp 34 Prozent weniger geworden.
Von den Freelancern, die gerade ohne Projekt sind oder auf die kein Folgeprojekt warten, wollten wir außerdem wissen, wie sie die Zeit aktuell nutzen. Nur wenige machen eine Pause oder Urlaub (32,5 Prozent) oder engagieren sich ehrenamtlich bei Corona-Hilfsaktionen (15 Prozent). An erster Stelle steht die Weiterbildung (mit 62,5 Prozent), für die bei hoher Projektlast oft zu wenig Zeit bleibt.
Danach stehen aber das Aktualisieren von Profilen und Referenzen (60 Prozent) und einer verstärkten Projektakquise (45 Prozent) an. 37,5 Prozent der projektlosen Freiberufler versucht außerdem, neue Geschäftsmodelle zu erarbeiten.
40 Prozent der Befragten sind aktuell mit der Beantragung von Hilfszahlungen bei Bund und Ländern beschäftigt, gut ein Viertel kümmert sich um finanzielle Themen wie Altersvorsorge, Anlagestrategien und den Status der aktuellen wirtschaftlichen Situation.
Für alle, die sich gerade damit beschäftigen, neue Auftraggeber zu finden, haben wir ein paar Akquisestrategien zusammengestellt, um neue Projekte und Kunden zu finden. Diese sind nicht exklusiv zu sehen, können also miteinander kombiniert werden.
- Onlinepräsenz ausbauen: Nutzen Sie die aktuellen Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Das kann über eine eigene Webseite, Profilseiten auf Business-Plattformen wie Xing und LinkedIn sowie natürlich auf Projektportalen wie bei GULP geschehen.
- Wissen teilen und aktiv vernetzen: Zeigen Sie, was Sie können, indem Sie ihr Know-how teilen. Das kann in Form von Webinaren oder einem eigenen Youtube-Kanal geschehen. Oder Sie schreiben Gast-Blogbeiträge auf relevanten Seiten, die potenzielle Auftraggeber häufig nutzen. Sie können sich aber auch anderen Freelancern in Online-Meetups anschließen oder Beiträge auf LinkedIn veröffentlichen.
- Unternehmen direkt angehen: Recherchieren Sie gezielt nach Unternehmen in Ihrer lokalen Umgebung, die zu Ihnen passen könnten. Sprechen Sie die Unternehmen direkt auf aktuelle oder geplante Projekte an.
- Aktiv Werbung machen: Nutzen Sie Facebook & Co, um Ihre Zielgruppe („IT-Projektleiter/-Einkäufer im Raum XY“) herauszufiltern und Eigen-Werbung auszuspielen.
- Kleine Projekte in Betracht ziehen: Auch wenn Sie bisher nur größere Projekte angenommen haben, die über einen längeren Zeitraum laufen, kann es angesichts der Krise sinnvoll sein, auch mehrere kleine Projekte anzunehmen. Das muss keinen vollständigen Strategiewechsel bedeuten, sondern ist eine notwendige Reaktion auf die Corona-Krise.
In der jetzigen wirtschaftlichen Situation ist es wichtig, seine Akquise-Aktivitäten auf die Unternehmen zu fokussieren, die finanziell in der Lage sind, Projekte auch weiterhin durchzuführen.
- Als erstes sind dies staatliche Unternehmen, die durch den Bund oder die Länder abgesichert sind.
- Eine weitere wichtige Gruppe sind systemrelevante Unternehmen, die von Einschränkungen und Schließungen nicht direkt betroffen sind (aber natürlich mittelbar durch Zulieferer).
- Es gibt auch Unternehmen, die von der Corona-Krise eher profitieren, zum Beispiel Anbieter von Video-Konferenz- oder IT-Sicherheits-Lösungen. Allgemein sind dies Firmen, die vor allem auf digitale Angebote im Internet setzen.
- Viele Unternehmen, die die Digitalisierung ihres Unternehmens eher verschlafen haben, sind jetzt gezwungen, umzustellen. Wenn Sie als Freelancer also Fähigkeiten haben, die Unternehmen beim Aufbau von Websites, Kollaborationstechnologien und digitalen Angeboten unterstützen können, lohnt es sich, gezielt nach solchen Firmen zu recherchieren. Achten Sie dabei auch auf Nachrichten in lokalen Tageszeitungen und Anzeigenblättern – eine Quelle, die oft unterschätzt wird.
Wer aktuell ohne Projekt ist, sollte seine Online-Präsenz aktualisieren und optimieren. Neben einer eigenen Website sind Business-Plattformen wie LinkedIn und Xing dazu gerade prädestiniert:
- Aktualisieren Sie Ihre Vita und fügen Sie Ihren beruflichen Stationen beziehungsweise Projekten (auch als Freelancer) inhaltlich wichtige Informationen wie Tätigkeitsfelder und Positionen hinzu. Denken Sie dabei auch an aktuelle und professionelle Fotos.
- Bearbeiten Sie die Liste der Fähigkeiten und lassen Sie sich diese von Fach-Kollegen und Unternehmen bestätigen. Bitten Sie um Empfehlungen Ihrer Auftraggeber auf LinkedIn.
- Recherchieren Sie nach Gruppen, in denen Sie Beiträge verfassen und Beiträge anderer kommentieren und ergänzen können.
- Bauen Sie Ihr Netzwerk aus und teilen Sie auch hier Ihr Wissen. Wer regelmäßig zeigt, was er/sie auf dem Kasten hat, bleibt in positiver Erinnerung und wird eher für ein Projekt angefragt.
- Machen Sie einen Plan, wann Sie über welches Thema einen Beitrag verfassen und veröffentlichen wollen und setzen Sie diesen Plan um.
Noch wichtiger als die Präsentation auf allgemeinen Business-Netzwerken ist die Darstellung auf spezialisierten Projekt- und Freelancer-Portalen wie GULP. Stimmen Ihre Angaben zur Projektverfügbarkeit, Einsatzorte und Vor-Ort-Präsenz noch? Überarbeiten Sie Ihre Fähigkeiten und tragen Sie auch die letzten Zertifikate und Bestätigungen von Weiterbildungen ein.
Wenn Sie über viel Fach-Know-how verfügen, dann nutzen Sie moderne Plattformen, um sich entsprechend zu präsentieren und Wissen weiterzugeben. Wenn Sie wenig kamerascheu sind, bieten sich Youtube-Videos mit einem eigenen Kanal an (und viele Videos, die Ihnen erklären, wie man so etwas mit geringem Aufwand umsetzen kann). Sicher gibt es Themen, die Ihnen schon länger unter den Nägeln brennen oder die niemand bisher vernünftig erklärt hat.
Noch besser sind regelmäßige Webinare, zu denen Sie nicht nur aktuelle Kunden, sondern auch ehemalige Auftraggeber und natürlich potenzielle Arbeitgeber einladen können. Ein Webinar ist in der einfachsten Form eine Online-Präsentation mit Sprecher, kann aber auch interaktive Elemente enthalten. Sie lassen sich recht einfach über Plattformen wie Zoom, WebEx oder GotoWebinar aufsetzen.
Gerade eher ruhigere Auftragslagen sind der beste Zeitpunkt, die eigene Webseite auf den neuesten Stand der Technik und aktuellen Design-Trends zu bringen. Das hat den Vorteil, sich nicht nur optimal präsentieren zu können (optisch wie inhaltlich), sondern auch eine eigene, gut gestaltete Referenzenseite zu pflegen und mit Kunden-Empfehlungen zu versehen. Dank günstiger Angebote großer Hoster, freien Bilddatenbanken wie pixabay.de und vielen Templates für Systeme wie WordPress und Typo3 ist es vergleichsweise einfach, eine professionell gemachte Webseite aufzusetzen und zu betreiben.
Nebenbei ermöglicht ein eigener Blog (den Sie eventuell auch mit anderen Freelancer-Kollegen teilen können), aktuelle Entwicklungen und eigenes Know-how zu transportieren und darüber die eigene Lösungskompetenz in den Vordergrund zu stellen. Die Blogbeiträge lassen sich dann auf den eigenen Social-Media-Kanälen und Business-Portalen teilen.
Gerade Social-Media-Plattformen bieten für Freelancer die Möglichkeit, sich vielfältig zu zeigen und auch gezielt nach Auftraggebern zu suchen. Wenn Sie selbst Webinare oder Videos produzieren, können Sie über diese Möglichkeit effizient den Traffic auf die eigene Webseite leiten.
Was machen Sie in der projektlosen Corona-Zeit, um neue Projekte und Kunden zu akquirieren? Teilen Sie Ihr Wissen und inspirieren Sie Kollegen, indem Sie im Kommentarfeld dieses Beitrags schreiben, was Sie bisher schon unternommen haben und was davon eventuell gut funktioniert hat (oder auch eben auch nicht).