Zeitdruck, Kostendruck und Qualitätsanforderungen: Wege aus dem Dilemma

Zeitdruck, Kostendruck und Qualitätsanforderungen: Wege aus dem Dilemma
Dass Ingenieure einen anspruchsvollen Job haben, ist kein Geheimnis: Enge Terminpläne, jede Menge Arbeit und hohe Ansprüche an die Qualität gehören ebenso dazu wie oft knapp besetzte Teams, die dem Ingenieurmangel auf dem Arbeitsmarkt geschuldet sind.
Enge Zielvorgaben und Projektarbeit bestimmen zunehmend die Arbeit von Ingenieuren. Die durch Digitalisierung, Dezentralisierung und Downsizing verursachten Anforderungen an hochqualifizierte Angestellte im mittleren Management erhöhen den Druck zusätzlich. Die Folge: Die Arbeit kann schnell in Stress ausarten. Dabei besteht die Gefahr, dass dieser zu gesundheitlichen und psychischen Belastungen führt, die bis hin zum Burn-out reichen. Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse fühlen sich immerhin über 60 Prozent der Deutschen gestresst.
Die größten Stressfaktoren in der heutigen Arbeitswelt sind nach Angaben der Studie zu viel Arbeit, Termindruck und im Arbeitsalltag auftretende Störungen und Unterbrechungen. Also genau die Faktoren, die bei Ingenieuren am häufigsten auftreten dürften. Es gilt daher Wege zu finden, in ihrer Arbeit unter Zeit- und Kostendruck die vorgegebenen Qualitätsanforderungen zu erfüllen, ohne dabei von Überbeanspruchung und Stress überrollt zu werden. Doch wie gelingt das am besten?
Weiterbildung, Projekt- und Führungsmethoden
Ein erster Ansatz betrifft die Art und Weise, wie Sie Ihre Arbeit im Unternehmen organisieren und steuern. Überzeugen Sie deshalb Ihre Führungskraft, Ihnen eine Weiterbildung zum Thema Projektmanagement zu ermöglichen. Ingenieure bringen die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Projektmanagement bereits mit. Denn schon im Studium erlernen sie das strukturierte Denken und das Planen komplexer Abläufe und auch in der Berufspraxis nutzen sie diese Fähigkeiten Tag für Tag. Eine spezielle Projektmanagement-Schulung versetzt sie aber wesentlich besser in die Lage, die Steuerungsaufgaben und die Organisation für die konkrete Abwicklung eines Projektes zu bewältigen sowie die Techniken und Mittel zur Umsetzung anzuwenden – und damit Ihren Arbeitsalltag effizienter zu gestalten, Projekte erfolgreicher umzusetzen und Zeit einzusparen. Zudem erhöht eine derartige zertifizierte Zusatzqualifikation Ihre künftigen Aufstiegs-Chancen erheblich und ist auch bei einem Jobwechsel hilfreich.
Nutzen Sie zudem Zeitmanagement-Tools, Anforderungsmanagement mit passenden Requirement-Tools wie beispielsweise Doors oder PTC Integrity sowie agile Methoden wie Scrum und Kanban für das Projektmanagement. Im Gegensatz zum starren, klassischen Ansatz, der in der Maschinenbau- und Automotive-Branche noch weit verbreitet ist, setzen die in der IT-Industrie populären agilen Methoden darauf, dass ein Projekt Schritt für Schritt in Zyklen (Sprints) mit einem interdisziplinären Team entwickelt wird, das sich selbst organisiert. So lassen sich Aufgaben durch Priorisierung schlank halten, Anforderungen schneller umsetzen und in jeder Projektphase flexibel Änderungen vornehmen. Damit helfen Ihnen agile Methoden, Aufträge schneller, effizienter und schlussendlich erfolgreicher mit weniger Stress abzuwickeln.
Wenn Sie bereits unter den bei der Arbeit anfallenden Überstunden ächzen, sollten Sie Ihrem Vorgesetzten objektiv und nachvollziehbar aufzeigen, warum Sie überlastet sind und dass hier dringender Änderungsbedarf besteht. Am besten gelingt das mit einem Ressourcen-Auslastungsdiagramm, wie es im Projektmanagement und Zeitmanagement eingesetzt wird. Stehen weitere Projekte an, ist für Ihre Führungskraft dank des Diagramms sofort ersichtlich, dass Sie Ihnen nicht einfach noch weitere Aufgaben „draufpacken“ kann. Sie können sich dann gemeinsam abstimmen und Lösungen suchen, die etwa im Entfall bestimmter Teilaufgaben oder der Umverteilung auf andere Mitarbeiter bestehen können.
Wenn Sie als Ingenieur bereits ein Team leiten, sollten Sie gezielt Aufgaben an Mitarbeiter delegieren, die das Engagement und die passende Qualifikationen mitbringen, um diese zu bewältigen. Je nach Persönlichkeit fällt das nicht jedem sofort leicht, denn es erfordert natürlich auch die Fähigkeit, "loszulassen". Bedenken Sie aber, dass Sie dadurch nicht nur eine Entlastung erfahren, sondern dass Sie damit auch Ihre Mitarbeiter aktiv fördern. Übrigens: auch die Delegationsfähigkeit kann man in speziellen Weiterbildungen erlernen.

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Selbstorganisation und Tipps für den Arbeitsalltag
Als Ingenieur sind Sie extrem beschäftigt und haben so viele Aufgaben zu erledigen, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. To-Do-Listen helfen Ihnen, sich im Alltag zu organisieren, Aufgaben zu priorisieren und sich besser zu fokussieren. Führen Sie komplexe Aufgaben nicht als Einzelpunkt in der Liste, sondern unterteilen Sie diese in mehrere, klar definierte Teilaufgaben. Das verschafft Ihnen nicht nur das gute Gefühl, am Ende des Tages mehr Punkte von der Liste abhaken zu können, sondern hilft Ihnen auch, flexibler auf Änderungen zu reagieren.
Strukturieren Sie Ihren Arbeitstag, indem Sie folgende Punkte beachten:
- Beginnen und beenden Sie den Tag stets mit einem Status-Update Ihrer Projekte und passen Sie Ihre To-Do-Liste entsprechend an.
- Bearbeiten Sie bis zum Feierabend alle wichtigen E-Mails – so verringern Sie das Risiko, dass Sie am Folgetag wegen einer liegengebliebenen oder ungeklärten Aufgabe gleich zum Start aus Ihrer Tagesplanung herausgerissen werden.
- Definieren Sie vor dem Feierabend schon Aufgaben für Ihr Team und sich selbst, die am folgenden Tag gleich zum Beginn des Arbeitstages in Angriff genommen werden sollen – das steigert die Effizienz.
- Reduzieren Sie Multitasking, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Sie effizienter und stressfreier arbeiten, wenn Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Stressbewältigung
Ein entscheidender Schritt auf dem Weg aus der Überlastung ist, dass Sie zunächst analysieren, was Sie in Ihrer Arbeit konkret stresst. Sie sollten sich anschließend hinterfragen, wie Sie damit umgehen – etwa, wie Sie in Überlastungssituationen reagieren und welche Erwartungen Sie dabei an sich selbst richten. Sie sollten Stress nicht einfach „aushalten“ oder die negativen Folgen unterdrücken und ignorieren, denn es ist medizinisch erwiesen, dass das auf Dauer das Risiko einer stressbedingten Erkrankung erhöht.
Ausgehend von der Analyse Ihrer eigenen Situation sollten Sie beginnen, individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um besser mit dem Stress umgehen zu können. Ganz wichtig ist auch, dass Sie sich einen Ausgleich schaffen – ob das Sport, Ruhe und Entspannung oder ein Hobby ist, liegt ganz an Ihren eigenen Vorlieben. Bedenken Sie aber, dass Bewegung, frische Luft und gesunde Ernährung probate Mittel sind, um das körperliche Wohlbefinden zu steigern und damit Ihre Widerstandskräfte gegen Stress zu stärken.
Wenn Sie Ihre ganz persönlichen Strategien zur Stressbewältigung gefunden haben, sollten Sie Ihren Stresspegel regelmäßig überprüfen. Hinterfragen Sie kritisch Ihre Situation: Sind neue Stressfaktoren hinzugekommen? Ist die eigene Reaktion in angespannten Situationen angemessen?
Fazit
Was Ingenieure besonders auszeichnet, ist ihre Fähigkeit, analytisch zu denken. Setzen Sie diese Gabe ein, um Ihre Situation genau zu analysieren und Lösungswege zu erarbeiten, um Zeitdruck, Kostendruck und Qualitätsanforderungen bestmöglich in Ihrer Arbeit in Einklang zu bringen. Nur so können Sie der Überforderung entgegenwirken. Diese Maßnahmen betreffen sowohl die Art und Weise, wie die Arbeit in Ihrem Unternehmen organisiert wird, als auch persönliche Faktoren, die Sie in Ihrem Arbeitsalltag selbst beeinflussen können.
Hinterfragen Sie kritisch den Erfolg Ihrer Maßnahmen und ziehen Sie notfalls die Konsequenzen, etwa indem Sie den Arbeitsplatz wechseln. Wenn Sie erkennen, dass Sie keine Chance haben, Ihre Situation maßgeblich positiv zu beeinflussen, ist der Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber der richtige und notwendige Schritt. Unsere Checkliste hilft Ihnen dabei.

Dominique Stroh geht seit über zehn Jahren in verschiedenen Beratungshäusern mit Schwerpunkt HR & Recruiting, Innovation und als selbstständige Beraterin für agile Führung und Key Account Management immer einer Sache auf den Grund: Wie sieht Führung in der Zukunft aus? Sie ist Autorin in Büchern, Wirtschafts-Magazinen und tritt hin und wieder als Speaker auf. Von der Startup Szene bis hin zu Konzernen begleitet sie Unternehmen mit agilen Ansätzen. Inzwischen ist sie Geschäftsstellenleiterin bei GULP. Auch hier sind Scrum, Design Thinking & Co. tägliches Handwerkszeug von modernem Management.